Das AG 12 (NLU) an der LSZ Boxberg 2024

von Lennart und Moritz, AG 12 Nürtingen

Am Montag (13.05.2024) ging es an der Fritz Ruoff Schule für uns los. Boxberg war unser Ziel. Dort liegt die LZS des Landes Baden-Württemberg. Dort angekommen, bezogen wir die Zimmer und bekamen gleich eine theoretische Einführung in die Arbeit der LSZ und in die Seuchenschutzverordnung. Die LSZ Boxberg hält Schweine in verschiedenen Haltungssystemen. Sowohl das konventionelle wie auch das alternative Haltungssystem wird an der LSZ zu Lehr- und Forschungszwecken vom Land BW gefördert und unterhalten. Neben Muttersauen werden auch Ferkel gehalten und zu fertigen Mastschweinen großgezogen, Leistungskontrollen durchgeführt, sowie alle fertig gemästeten Schweine montags selber geschlachtet.
Nach dem Essen aus der hauseigenen Kantine stand nachmittags die erste Besichtigung auf dem Programm. Dazu musste sich jeder von uns „einduschen“ (damit keine Erreger wie die ASP in den Stall gelangen). In Overalls der LSZ, sowie in Gummistiefeln ging es für uns in die konventionellen Stallungen. Hier konnten die meisten von uns zum ersten Mal sehen, wie Sauen leben und wie Stallungen eingerichtet sind. Im Stall gab es einen Hauptgang mit vielen Nebengängen, von denen Türen abzweigten. Hinter jeder Tür waren entweder Muttersauen, Ferkel oder beides. Die kleinen Ferkel waren zuckersüß. Jeder von uns hat sie schnell ins Herz geschlossen. Nach ausführlichen fachlichen Erklärungen wurde „ausgeduscht“, da es im Schweinestall schon sehr streng riecht.
Abends sind wir nach dem Abendessen in die Therme Bad Mergentheim gegangen und haben uns vom ersten Tag regeneriert.                                                                                                                       

Am Dienstag (14.05.) begann der Tag für uns recht früh. Nach dem Frühstück ging es direkt wieder in den Stall. Uns wurde das alternative Haltungssystem, sowie die Fütterungstechnik und die Ferkelkastration gezeigt. In den Stallungen mit alternativer Haltung wurde uns viel gezeigt und erklärt – zum Beispiel, dass Schweine dort mehr Platz haben als bei konventioneller Haltung. Auch   haben wir wertvolle Erkenntnisse über die Futterration eines Schweines erlangt und konnten verschiedene Arten der Fütterung besichtigen. Wir durften abschätzen, wieviel Futter ein Tier benötigt. Bei alternativer Haltung sind Muttersauen außerdem nicht in Kästen eingesperrt, sondern in einer Bucht, zusammen mit ihren Ferkeln und Auslauf nach draußen. Auch nach der Trennung von der Mutter haben die Ferkel mehr Platz und verbringen ihr Leben auf Stroh statt auf Spaltenboden. Trotzdem hat dieses System leider neben diversen Vorteilen, wie mehr Platz und Frischluft, auch Nachteile, nämlich eine höhere Sterblichkeitsrate der Ferkel. Begründen lässt sich dies durch die deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, dass die Muttersau ihre Ferkel erdrückt. Daher sind Verluste von bis zu 100% möglich, welche im konventionellen System bei nur ca. 15% liegen.
Ein kleines Highlight zwischendrin war für uns das Fangen von Ferkeln. Und als letztes haben wir Ferkel (ca. 1 Woche alt) kastrieren dürfen. Dieser Schritt ist in allen Haltungssystemen notwendig, da männliche Schweine dazu tendieren, einen für Menschen ekelhaften und ungenießbaren Geschmack im Fleisch zu entwickeln. Um dies zu verhindern, werden männliche Ferkel IMMER kastriert. Wer von uns wollte, durfte diesen operativen Eingriff unter veterinär-medizinscher Betreung und Aufsicht selber durchführen – fast alle haben sich getraut. Ein bewährtes Stystem ist die Narkoseeinleitung mit Isofluran. Dafür werden die Ferkel von der Mutter entnommen und auf ihre Gesundheit, sowie auf das Vorhandensein beider Hoden überprüft. Wenn alles stimmt, werden die Kleinen in eine Haltevorrichtung gelegt und 70 Sek. begast. Daraufhin wird je ein Schnitt links und rechts vom noch winzigen Hodensack gesetzt und die Hoden herausgedrückt und abgekniffen. Dann kommt eine Jodlösung auf die meistens kaum blutende Wunde und das Ferkel darf sich von der Narkose erholen. 12 Stunden vor dieser Prozedur wurde dem Ferkel Schmerzmittel verabreicht. Für uns war dies mit Sicherheit ein Highlight und etwas ganz Besonderes, da es in der Landwirtschaft gängig ist, was den meisten aber nicht bewusst war. So hatten wir die Möglichkeit, aus nächster Nähe diesen Vorgang kennenzulernen und selber durchzuführen. Danach wurde wieder ausgeduscht und zu Abend gegessen.

Den Mittwoch (15.05) begannen wir schon vor dem Frühstück mit der Stallroutine in allen Ställen. Wir schoben den Mist der einzelnen Schweinebuchten in die dafür vorgesehene Öffnung im Boden. Währenddessen wurden die Tiere gefüttert. Leider haben wir bei der Stallroutine auch tote Ferkel gefunden, die wegen körperlicher Schwäche gestorben sind oder weil sie erdrückt wurden. Anschließend gab es eine Führung zur Lüftungstechnik in den Stallungen, da die Schweine eine ganz bestimmte Temperatur benötigen, um sich wohl zu fühlen. Dafür haben wir die Lüftungsgänge unter den Ställen betreten, sowie die oben in den Ställen dazugehörige Technik begutachtet. Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung war das Schätzen und Wiegen von Mastsauen und Ferkeln. Dafür wurden nacheinander jeweils mehrere Tiere aus derselben Gruppe in eine dafür vorgesehene Bucht gebracht, und wir durften das Gewicht der Tiere schätzen. Dies wurde anschließend mit einer Viehwaage überprüft. Mit inbegriffen war auch das Treiben der Tiere zwischen den Gängen, was bei Sauen von über 100 kg schon ne Challenge an sich für den ein oder anderen von uns war.
Der letzte Programmpunkt vor unserer Abreise war das Bewerten von Sauen. Dafür wurde uns die Zuchtphilosophie des Vebands erklärt und die Bedeutung einzelner linearer Kriterien im Exterieur (Körperbau) einer Sau. Diese Merkmale haben wir dann an lebenden Tieren selber vergleichen und erkennen dürfen.

Danach war die Zeit in Boxberg für uns auch schon wieder um, und es ging auf den Heimweg für uns, den NLU Kurs des AG 12 aus Nürtingen.

Fazit:
Es war sehr sehr spannend und hat für alle neue Einblicke in die Landwirtschaft (Schweinehaltung) gegeben und den ein oder anderen mit den gewonnenen Eindrücken ins Nachdenken versetzt.