Betriebsbesichtigung bei Regiolawi in Nürtingen-Reudern

von Elias Hemminger und Levi Saile

Michael Gscheidle, ein ehemaliger Schüler unseres Lehrers Herr Gökeler, stellte dem NLU-Kurs am 12.11.2024 seinen Betrieb „Regiolawi“ in Nürtingen-Reudern vor. Dazu hielt er zuerst eine interessante Präsentation im Klassenzimmer und anschließend wurde das Erzählte durch eine Besichtigung des Betriebes vor Ort ergänzt.

Betrieb „Regiolawi“
Auf seinem landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb, welchen er außerfamiliär übernommen hat, bewirtschaftet Michael Gscheidle 45 Hektar Ackerland. Auf diesen Flächen baut er Sommergerste, Sommerhafer, Körnermais, Winterweizen, Wintergerste, Winterraps und Sommererbsen an. Aus diesen verschiedenen Kulturen bildet er eine gute Fruchtfolge, in welcher er oft auf Zwischenfrüchte setzt, welche dazu dienen, den Boden zu lockern und ihn vor Erosion zu schützen. Die Ernte dieser Kulturen verarbeitet er zu Futtermitteln zur Direktvermarktung. Zusätzlich bewirtschaftet Michael Gscheidle weitere 11 Hektar Grünland, welche er nutzt um Heu und Öhmd zu produzieren, welches er auch als Futtermittel vermarktet.

Der Anbau von Getreide
Nach der Ernte wird der Acker mit einer Großfederzinkenegge flach auf 2 bis 3cm bearbeitet, um das Ausfallgetreide, welches als Verlust bei der Ernte auf dem Feld verbleibt, zum Keimen anzuregen. Nach ca. einer Woche, wenn das Ausfallgetreide gekeimt hat, wird das Feld noch einmal bearbeitet. Dazu verwendet Michael Gscheidle einen Grubber mit dem er dieses Mal 6 bis 10cm tief bearbeitet. Bei diesem Vorgang werden auch die restlichen Strohstoppeln in den Boden eingearbeitet, damit sie zu wertvollem Humus umgesetzt werden können. Um dem Unkraut in der Folgekultur vorzubeugen, kann man das Feld 2 Wochen später noch einmal bearbeiten um das bereits gekeimte Unkraut zu Bekämpfen. Nach diesen Vorgängen kann man säen. Hierzu verwendet Michael Gscheidle eine Kreiselegge die mit einer Sämaschine kombiniert ist. Diese Kombination hängt er hinten am Traktor an. Vorne benutzt Michael Gscheidle einen sogenannten Frontpacker als Gegengewicht. Diesen Frontpacker nutzt er dazu, den Boden noch einmal eben zu ziehen. Die Kreiselegge, welche vor der Sämaschine gekoppelt ist verfeinert den Boden. Durch schnell Rotierende Bewegungen der Zinken werden „Erdbollen“ zerkleinert. Die Sämaschine legt das Saatgut in diesem Fall über „Schleppschare” in den Boden bei einer Tiefe von 4 bis 6cm ab. Das Getreide wird von Unkraut befreit und gedüngt, bevor es geerntet wird und die beschriebenen Prozesse wieder von vorne beginnen.

Unkraut- und Schädlingsbekämpfung
Der Betrieb von Michael Gscheidle ist konventionell, was bedeutet, dass er zur Bekämpfung von Unkraut und Schädlingen, jedes in Deutschland zugelassene Pflanzenschutzmittel einsetzen darf. Durch verschiedene Methoden versucht er jedoch den Einsatz von Pflanzenschutzmittel zu minimieren. Das fängt schon vor der Saat durch das mehrfache bearbeiten des Ackers an, um dem Unkraut immer wieder zu schaden. Auch die vielseitige Fruchtfolge hält Unkraut und Schädlinge fern. Um das Saatgut im Boden zu schützen, setzt Michael Gscheidle auf gebeiztes Saatgut. Die Beize dient insbesondere als Schutz vor Pilzinfektionen und Krankheiten und stärkt die Pflanze in den ersten Tagen zusätzlich. Durch einen größeren Reihenabstand bei der Saat gibt es zwischen den Pflanzen keinen Feuchtestau, was die Pilzbildung hemmt. Durch diese Maßnahme kann Michale Gscheidle auf den Einsatz von Fungiziden während dem Pflanzenwachstum verzichten. Eine Woche nach der Saat ist oft schon keimendes Unkraut zu finden, das Getreide ist jedoch noch nicht zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt wendet Michael Gscheidle das Blindstriegeln an. Bei diesem Vorgang wird mithilfe eines Strigels das Unkraut ausgerissen oder auch verschüttet. Durch das Ausreißen des Unkrautes vertrocknet es. Durch das Verschütten können die Unkräuter und Ungräser keine Fotosynthese mehr betreiben und sterben ab oder werden auch erdrückt. Wenn die Kulturpflanze das Dreiblattstadium erreicht hat, kann man ein weiteres Mal Striegeln. Bei dieser Methode fährt man jedoch oft Verluste ein, da auch die Kulturpflanze teilweise verschüttet wird. Erst wenn der Unkrautdruck nach diesen Methoden immer noch zu hoch ist, fährt Michael Gscheidle ein Herbizid in den Bestand.

Futtermittelherstellung
Das geerntete Getreide wird eingelagert. Vor dem Einlagern wird das Getreide grob von Störfaktoren wie Spelz und Strohresten gereinigt. Dazu verwendet Michael Gscheidle einen Getreidereiniger, welcher durch Luftströme das Getreide von diesen Fremdstoffen trennt. Bevor das Futtermittel in den Verkauf geht, wird das Getreide nach der Auslagerung noch einmal durch einen Siebreiniger gereinigt und abgepackt. Die Kunden können die Getreidesorten einzeln oder verschiedene Getreidesorten in einem bestimmten Verhältnis gemischt kaufen. Die Produkte werden in Säcken zu je 18kg bis 25kg abgefüllt.

Vermarktung der Produkte
Michael Gscheidle vermarktet 30% seiner geernteten Güter direkt, das bedeutet er verkauft seine Produkte direkt an den Verbraucher ohne einen Zwischenhändler. Die restlichen 70% verkauft er an den Landhandel oder in großen Mengen direkt an umliegende Landwirte. In guten Jahren erwirtschaftet Michael Gscheidle laut eigenen Angaben mit den 30% Direktvermarktung genau so viel Gewinn oder mehr wie mit den 70%, die an den Landhandel gehen. Die zu verkaufenden Produkte kann man bei Michael Gscheidle direkt abholen.

Zum Abschluss zeigte uns Michael Gscheidle 10 Schalen mit verschiedenen Körnern und Samen. Nachdem wir raten durften, um was es sich dabei handelt, klärte er uns darüber auf, welchen Nutzen die jeweiligen Samen und Körner für ihn haben. So ging eine sehr lehrreiche und spannende Exkursion auf dem Regiolawi-Betrieb zu Ende.