Niederwälder Hof

von Jakob Kölle

Die NLU-Klasse von Herr Gökeler besuchten den Niederwälder Hof in Wangen bei Göppingen. Der Betrieb von Martin Rösch liegt zentral in Wangen. Herr Rösch bewirtschaftet die rund 120ha zusammen mit seinen zwei Söhnen. Außerdem halten sie Mastschweine und Mastbullen und betreiben eine 180kW große Biogasanlage. Die Schweine und Bullen werden zu großen Teilen in der hofeigenen Metzgerei weiterverarbeitet und schlussendlich per Direktvermarktung verkauft. Dazu sind 4 Metzger sowie 10 Verkäuferinnen angestellt.

Selbstbedienungsladen
Seit einem Jahr bietet die Familie Rösch ihren Kunden nicht nur den Verkauf per Metzgertheke an, sondern erweiterten ihren Hof um einen Selbstbedienungsladen. Diesen SB-Laden schauten wir uns zuerst an. Er ist 24/7 für die Kunden verfügbar und wird laut Herr Rösch sehr gut angenommen. Die Kunden werden per EC-Karte oder Handy registriert und haben dann Zugriff auf ein buntes Sortiment an Produkten. Neben den eigen produzierten Fleischwaren werden auch weitere regionale Produkte wie Honig, Mehl oder Zucker sowie Getränke und Eis verkauft. Mit diesem kontaktlosen System möchte Familie Rösch Personalkosten einsparen und rund um die Uhr für ihre Kunden verfügbar sein. Martin Rösch erzählte uns, dass vor allem an Sonn- und Feiertagen das Grillgut gut angenommen wird.

Biogasanlage
Danach zeigte uns Sohn Lukas Rösch die 2005 erbaute Biogasanlage. Diese wird zu 30-40% mit Mist sowie zu 60-70% mit Maissilage betrieben und produziert Strom und Wärme. Die komplette Biomasse kommt vom Betrieb selbst und wird von Bakterien zu Biogas verstoffwechselt. In einem Blockheizkraftwerk mit zwei Motoren wird aus dem Biogas Strom generiert. Der Strom wird ins Netz eingespeist und die Wärme wird an 24 umliegende Haushalte sowie eine Fabrik in der Nähe verteilt. Der Vertrag für die Stromvergütung läuft nun im 20. Jahr aus, weshalb eine größere Gaskuppel gebaut werden soll. Damit soll das Biogas gespeichert werden, um dann flexibel Strom zu produzieren, wenn der Strombedarf im Netz sehr hoch ist und beispielsweise keine Sonne scheint. Für uns war auch interessant, als Martin Rösch erzählte, dass die letzten Jahre schwierig waren mit dem Biogas. Man wusste die Verträge laufen aus aber aufgrund mangelnder Planungssicherheit wusste man bis vor kurzem noch nicht, wie es damit weitergehen sollte. Mit der flexiblen Einspeisung ist nun eine Lösung gefunden, jedoch zeigen sich nun die nächsten Herausforderungen durch die Anträge im Zusammenhang mit einer Baugenehmigung.

Schweine
Weiter ging es mit den Schweinen. Diese werden auf Stroh gehalten, welches zweimal in der Woche nachgestreut wird. Die Schweine kommen mit ca. 35kg auf den Niederwälderhof. Nach zwei Mastphasen werden sie dann mit 120kg geschlachtet. Das Futter besteht aus Getreide und Rapsschrot und wird bis auf Raps auf den eigenen Flächen angebaut. Jede Woche werden 15-20 Schweine geschlachtet und zu hochwertigen Fleisch- und Wurstwaren weiterverarbeitet. Alle Schweine, die auf dem Hof gemästet werden, werden auch in der eigenen Metzgerei verwertet. Dadurch wird sichergestellt, dass die Schweine keinem Stress durch lange Transportwege ausgesetzt sind.

Bullen
Zuletzt zeigte uns Lukas Rösch den 2016 erbauten Bullenstall. In diesem offenen Tretmiststall können bis zu 160 Mastbullen gehalten werden. Neben den Bullen haben die Röschs auch noch eine Mutterkuhherde mit 20 Tieren. Diese Kühe werden mit ihren Kälbchen den Sommer über auf der Weide gehalten. Von ihnen kommt ein kleiner Teil der Mastbullen. Der Hauptgrund für deren Haltung ist jedoch, dass mit ihnen die steilen Wiesen bewirtschaftet werden können, welche nicht mit Maschinen befahren werden können. Die meisten Kälber kommen mit sechs Monaten. Nach der einjährigen Mast kommen die Bullen mit einem Lebendgewicht von 800kg weg. Zum Fressen wird den Bullen Mais- und Grassilage vermischt mit Kraftfutter und Mineralien vorgelegt. Für täglich frisches Stroh sorgt ein Einstreuroboter. Jede Woche werden 1-2 Bullen für die Metzgerei gebraucht. Dies entspricht ungefähr der Hälfte der gemästeten Bullen. Der Rest wird an den Schlachthof verkauft.

An diesem Nachmittag haben wir viel zur Direktvermarktung gelernt, aber auch über neue Herausforderungen in der Landwirtschaft gesprochen. Wir bedanken uns für den interessanten Einblick bei Martin und Lukas Rösch.